Geschichte
Wenn Tausende von Pendlern und Pendlerinnen, Touristen und Touristinnen täglich Steinen südlich auf der Autobahn A4 oder der Gotthardstrecke der SBB passieren, denkt wohl kaum jemand daran, dass sich am Fuss des Rossberges ein Dorf mit einer interessanten Geschichte verbirgt. Erst in den letzten Jahrzehnten ist man sich bewusst geworden, dass hier noch mehr als 40 Häuser aus dem Ende des 13. und dem Anfang des 14. Jahrhunderts stehen, also aus der Gründungszeit der Alten Eidgenossenschaft. Die ältesten Siedlungen reichen aber weit in die schriftlose Zeit zurück. Archäologische Funde gibt es allerdings nur wenige: ein Dolch und eine Nadel aus der Bronzezeit, ungefähr 2000 Jahr vor Christus, sowie eine Münze aus der Römerzeit.
Im 11. Jahrhundert waren es die Grafen von Lenzburg, die in Steinen umfangreiche Güter besassen. Sie traten auch als Stifter der 1124 erstmals erwähnten Kirche auf. Auch das Kloster Einsiedeln verfügte bis ins 13. Jahrhundert über Rechte in Steinen. Einige Güter waren um 1300 noch im Besitz der Habsburger. Der Raum Steinen war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Teil des Landes Schwyz. Das Tal war nur schwach bevölkert. Die meisten dieser Siedler waren Bauern.
Das Geschlecht der Stauffacher
Durch das Geschlecht der Stauffacher ist Steinen untrennbar mit den Anfängen der Eidgenossenschaft verbunden. Angehörige des Geschlechts erscheinen in führenden Positionen, wirken als Ammänner der Talschaft Schwyz, amten als Schiedsleute und sind beim Bündnis 1291 dabei. Aber auch bei den Überfällen auf Klostergüter in Einsiedeln 1311, bei den Raubzügen 1314 und bei der angeblichen Schlacht bei Morgarten werden Heinrich und sein jüngerer Bruder Werner Stauffacher erwähnt. Die Familie dürfte Besitzer des steinernen Wohnturmes in der Liegenschaft «Krone» gewesen sein, die sich am Dorfplatz befindet. Aufgrund der grossen Verdienste des Geschlechts der Stauffacher in der Gründungszeit der Eidgenossenschaft hat die Gemeindeversammlung am 22. April 1946 beschlossen, das geschichtlich beglaubigte Wappen der im 16. Jahrhundert ausgestorbenen Stauffacher als Gemeindewappen zu wählen.
Kirche
Die Kirchhöre Steinen erstreckte sich nach dem Ende des Marchenstreites 1350 über Steinerberg und Sattel bis Rothenthurm in die Altmatt. Die Filialen lösten sich später und wurden eigene Pfarreien. Die 1318 erbaute gotische Kirche hatte eine Vorgängerkirche und wurde vom 17. bis ins 19. Jahrhundert mehrfach barockisiert. Unter dem Schutz der Eidgenossenschaft steht das Beinhaus. Ein genaues Baudatum ist nicht bekannt, doch man vermutet, dass es 1509, gleichzeitig mit dem neuen Friedhof, eingeweiht worden ist. Es ist bis heute im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Der spätgotische Flügelaltar ist um 1520 datiert. Drei Kapellen befinden sich in der Umgebung: die Stauffacherkapelle an der Strasse nach Schwyz, die St. Vinzent-Kapelle am ehemaligen Weg nach Goldau und die Kapelle zum Grossen Herrgott Richtung Au. Das bis 1640 existierende Kloster Au wurde erstmals 1262 erwähnt. 1640 zerfiel es nach einem Brand. Die Liegenschaft wurde 1870 von der Gemeinde erworben und als Armenhaus betrieben. Heute wird hier das Alters- und Pflegezentrum betrieben.
Steinen als Marktplatz
Steinen hatte als Marktplatz eine wichtige regionale Bedeutung. 1416 erstmals erwähnt ist der Viehmarkt am St. Mauritius-Tag. Zudem fand in Steinen regelmässig ein Pferdemarkt statt. Mit dem Bau der Schlagstrasse 1859-64, die Schwyz direkt mit Sattel verband, wurde Steinen vom Verkehrsstrom zwischen Schwyz und dem Zürichsee abgeschnitten. Der Bau der Gotthardbahn mit der Eröffnung 1882 brachte nochmals einen wirtschaftlichen Aufschwung. So wurde das beliebte Senten-Vieh zusammengetrieben, hier verladen und in den Süden transportiert. Beim Bahnhof siedelte sich eine Weinhandlung an, deren Gebäude später von der Polstermöbelfabrik Horst übernommen wurden.
Landwirtschaft und Gewerbe
Arbeit fanden früher viele in der Landwirtschaft. Zu Recht wurde Steinen auch als Chriesidorf bezeichnet, zählte man doch 1951 die stattliche Zahl von 7902 Kirschbäume. Grosse Bedeutung hatte vom 18. bis ins beginnende 20. Jahrhundert die oberhalb des Dorfes an der Steineraa gelegene Hammerschmiede, und entlang des Baches existierten zwei Mühlen und eine Sägerei. Heute bieten verschiede innovative Betriebe interessante Arbeitsplätze an, so im Holzbau, in der Milchverarbeitung, in einer Käserei und in einer Firma in der Kunststoffverarbeitung. Daneben gibt es mehrere kleine Handwerksbetriebe.
Entwicklung
Die Bautätigkeit der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass die Einwohnerzahl von 1570 im Jahr 1850 auf derzeit 3675 angewachsen ist. Nebst den Neubauten trägt man aber Sorge zu den teils jahrhundertalten Gebäuden, so dass Steinen ein überschaubares Dorf geblieben ist, das sich seiner Geschichte durchaus bewusst ist.